KIM ???

KIM ???

Gepostet von am Feb 14, 2016 in Allgemein | Keine Kommentare

Kirche offenWie bereits im Jahresrückblick erwähnt, wird uns in diesem Jahr KIM begleiten. Und dabei handelt es sich nicht um einen Gast aus Korea. KIM steht für „Kirchliches Immobilienmanagement“ (Infos vom Bistum gibt es hier>>). Viele werden davon schon aus den Medien erfahren haben, vor allem im Zusammenhang mit Kirchenschließungen und -umwidmungen, auch in unserer nächsten Umgebung. Da gibt es (verständliche) Proteste von Betroffenen Gemeindemitgliedern, wenn die beschlossenen Folgen des KIM-Prozesses verkündet und umgesetzt werden. Da zwischenzeitlich die Gerüchteküche auch in unserer Pfarre kocht, ist es dringend an der Zeit, den Prozess und seine möglichen Folgen für unsere Pfarre emotionslos darzustellen. Denn nur wer gut informiert ist, kann auch konstruktiv mitdiskutieren.

Vor allem aufgrund der finanziellen Situation des Bistums Aachen (in anderen Bistümern liefen/laufen gleiche Prozesse ab), aber auch der rückläufigen Zahl der Katholiken soll der finanzielle Aufwand für die Instandhaltung und Instandsetzung von kirchlichen Gebäuden um 1/3 gekürzt werden. Derzeit gibt es für Instandhaltungsmaßnamen (z.B. bei uns zuletzt eine neue Heizung) einen 60%-Zuschuss des Bistums. 40% der Kosten muss die Pfarre selbst bezahlen. Die vorgenannte Kürzung könnte also erreicht werden, indem man zukünftig nur noch einen Zuschuss von 40% gewährt und die Eigenkosten auf 60% steigen. Da aber bereits viele Gemeinden die Eigenleistung von 40% bei größeren Aufwendungen kaum tragen können, hat sich das Bistum dafür entschieden, den Fördersatz auf 60% zu belassen. Zum Ausgleich sollen dafür die Gemeinden, genauer gesagt die GdGs, 1/3 ihrer Gebäude bezogen auf eine pauschalierte Kostenbasis aus der Bezuschussung bei Instandhaltungsmaßnahmen herauszunehmen. Bei den pauschalierten Kosten wurden dabei die Gebäude anhand ihres Bauvolumens und ihrer Art, d.h. historische Kirchen, neue Kirchen und Amtsgebäude, bewertet. Die laufenden Unterhaltskosten und entsprechende Zuweisungen des Bistums hierfür sind durch KIM nicht betroffen.

Wenn jetzt ein Gebäude (Amtsgebäude oder Kirche) aus der Bezuschussung bei Instandhaltungsmaßnahmen herausgenommen wird, bedeutet das „nur“, dass im Falle einer solchen Maßnahme das Bistum keinen Zuschuss mehr gibt und die Pfarre statt bisher 40% der Kosten die gesamten Kosten tragen muss. Solange keine Maßnahme anfällt, passiert also auch erst einmal gar nichts. Woher im Falle einer notwendigen Maßnahme das fehlende Geld herkommt, ist egal. Dies können z.B. Fonds sein, die an das Gebäude gebunden sind, freie Mittel der Pfarre oder Spenden. Manche Pfarren suchen jetzt vor allem bei Kirchengebäuden die Lösung im Verkauf oder zumindest der Umwidmung der entsprechenden Gebäude, um entweder nicht mehr für die Instandhaltung zuständig zu sein oder aus neuen Einnahmemöglichkeiten Rücklagen bilden zu können. Hierfür gibt es in städtischen Bereichen viele Beispiele für sinnvolle Umnutzungen, z.B. Museen, Altenheime oder Begegnungsstätten. Im ländlichen Raum sind Umnutzungen von Kirchengebäuden meist schwieriger. Es gibt aber auch Beispiele, wo man innerhalb einer GdG eine solidarische Finanzierung zukünftiger Instandhaltungsmaßnahmen an den herausgenommen Gebäuden vereinbart hat und auch bereits tragfähige Konzepte hierfür auf den Weg gebracht hat. Wie man sieht, muss KIM nicht zum Schließen von Kirchen führen. Dabei muss man sich aber natürlich immer ehrlich die Frage stellen, wie viele und welche Kirchen man in Zukunft bei weiter rückläufigen Besucherzahlen überhaupt noch braucht. Priestermangel und Gläubigenrückgang werden zukünftig wohl eher der Grund für Kirchenschließungen sein als reine Finanzierungsprobleme.

Da die Einsparvorgabe die gesamte GdG Merzenich/Niederzier betrifft, wurde eine KIM-Arbeitsgruppe gebildet, die aus drei Vertretern des Bistums (als Sachverständige und Moderator) allen Hauptamtlichen der GdG und jeweils einem Vertreter der Kirchenvorstände und Pfarreiräte der Pfarrgemeinden der GdG besteht. Dabei wurden bei der fusionierten Pfarre in Merzenich alle Pfarren vor der Fusion berücksichtigt, um ein Ungleichgewicht zu vermeiden. Unsere Pfarre vertreten Manfred Mehren und Michael Müller. Die Arbeitsgruppe, die sich seit dem 3. November 2015 bereits dreimal getroffen hat, soll nun einen Vorschlag ausarbeiten, welche Gebäude zukünftig bei Instandhaltungsmaßnahmen nicht mehr vom Bistum bezuschusst werden sollen. Die letztendliche Entscheidung über diesen Vorschlag haben dann der GdG-Rat und die Kirchenvorstände. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe sind zur Diskretion verpflichtet, um die angestellten Überlegungen nicht durch verfrühtes Gerede zu gefährden und (oft falsche) Gerüchte in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Trotzdem ist eine ausreichende Transparenz des Prozesses geboten, damit die Gemeindemitglieder nicht unerwartet vor vollendete Tatsachen gestellt werden und sich an der generellen Diskussion beteiligen können. Nicht zuletzt muss auch die Diskussion über Möglichkeiten und Auswirkungen des KIM-Prozesses auf die eigene Pfarre in den Gremien der Pfarre geführt werden.

In den bisherigen Treffen wurden den Mitgliedern von Seiten der Bistumsvertreter der Prozess und die Bewertung der Gebäude erläutert. Neben der reinen Kostenbewertung der Gebäude stehen auch Informationen zu anstehenden Instandhaltungsmaßnahmen und Nutzung der Gebäude zur Verfügung. Die Daten sind in einer Excel-Tabelle hinterlegt, mit der man verschiedene Szenarien zur Erzielung der geforderten Einsparungen durchspielen kann. Es wurde vereinbart, dass man in einem ersten Schritt die beiden Teile der GdG Merzenich und Niederzier separat betrachtet und jeder Teil versucht, die geforderte Einsparung in seinem Teil zu erreichen. Deshalb gab es bereits ein erstes Treffen der Niederzierer Vertreten, um Vorschläge für den Bereich Niederzier zu erarbeiten. Von den nackten Zahlen her ergibt sich für Niederzier, dass bei Herausnahme aller Amtsgebäude auch eine große oder zwei kleine Kirchen aus der Bezuschussung herausgenommen werden müssen, um die Vorgabe zu erreichen. Diese Rahmenbedingung macht die Sache natürlich nicht leichter. Nach einer teils emotionalen aber immer sehr konstruktiven Diskussion gelang es aber den Niederzierern einen ersten, gemeinsamen Vorschlag zu erarbeiten. Dieser muss zwar nicht endgültig sein, zeigt aber, dass die Gruppe konsensfähig ist, was in anderen GdGs nicht immer der Fall ist. Wichtig ist auch, dass man sich einig ist, dass jetzt wegen KIM keine Kirche geschlossen werden soll, weil gerade bei und im ländlichen Raum jede Pfarre auch eine eigene Kirche haben sollte. Deshalb wurden auch schon kreative Lösungen erarbeitet, wie man zukünftig wegfallende Zuschüsse solidarisch kompensieren kann.

Zum Schluss noch eine persönliche Einschätzung als Mitglied der KIM-Arbeitgruppe. Wegen KIM wird weder unsere Kirche noch unsere Kapelle in Selhausen in naher Zukunft geschlossen, selbst wenn das eine oder andere Gebäude aus der Bezuschussung genommen wird. Wenn natürlich Dach und Turm der Kirche plötzlich einstürzen und alles zerstören, wird es auch mit Zuschuss vermutlich finanziell nicht möglich sein, die Kirche wieder aufzubauen. Ich glaube aber auch nicht, selbst wenn ich es mir wünsche, dass wir in fernerer Zukunft noch alle Kirchen in Niederzier brauchen werden, weil es einfach zu wenige Besucher geben wird. Und spätestens dann braucht man kreative Lösungen, was man mit den Gebäuden macht und wie man das Pfarrleben organisiert. Daran sollten wir jetzt schon denken und arbeiten.

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